Mittwoch, 29. Juni 2011

Up in the Air

Es ist endlich Montag und jetzt geht es tatsächlich los. Die Koffer sind gepackt, die Freunde und Familie verabschiedet, jetzt muss nur noch ins Auto gestiegen und zum Flughafen gefahren werden. Gesagt getan standen wir kurzerhand auf dem Flughafen, wo ich auch schon andere Au Pairs kennengelernt habe, deren Aufregung ebenso groß war wie meine und denen der letzte Abschied anscheinend ebenso schwer fiel.
Nachdem ich mich dann doch noch von Mami, Papi und meiner besten Lisa losreißen konnte, ging es mit den anderen Mädels dann fix zum Gate, wo wir nach dem Einchecken auch schon im ersten Flieger landeten. Von Bremen nach München war es nicht halb so gemütlich und fahrgastfreundlich wie erwartet, aber da der Flug eh nur eine Stunde dauerte, war das einfach zu verkraften. In München angekommen ging es sogleich dann weiter zum nächsten Gate und hier trafen wir auch schon weitere Au Pairs. Nach einem weiteren schnellen Check-in saßen wir dann auch kurzerhand im nächsten Flieger welcher schwuppdiwupp nach New York abhob. Etliche Stunden, ein wirklich fantastisches Bordessen und viele coole Spielfilme auf dem individuellen Monitor später waren wir auch schon da!
Ich muss zugeben, dass mir lange Flüge nicht gerade guttun. Ich litt den ersten Abend ganz schön unter Jet Lag. Zumindest glaube ich das. ;-)
Nach einer turbulenten Shuttlefahrt (Geschwindigkeitsbegrenzungen scheinen für Busse irgendwie nicht zu gelten) erreichten wir endlich das Hotel, wo wir dann aber zu unser aller Leiden geradewegs zu einer Infoansage gezerrt wurden. Hundemüde hörten wir uns das dann auch noch an, ehe wir entkräftet in die Betten huschten. Mittlerweile hat sich die Mädelscrew aus Bremen auf verschiedene Zimmer verteilt. Ich teile mein Zimmer mit einer Schwedin und einer Tschechin, habe schon Bekanntschaften mit Südafrikanerinnen, Mexikanerinnen, Brasilianerinnen, Chinesinnen und anderen interessanten Kulturen gemacht. Hier in New York kriegt man so einiges zu sehen :)
Endlich auf dem Zimmer angekommen gab es zwar zunächst Schwierigkeiten mit amerikanischer Toilette und Dusche, sowie anscheinend permanent laufender Klimaanlage, das Bett jedoch (auch typisch amerikanisch) machte alle Anstrengung wieder wett und so genoss ich die erste Nacht im wunderbaren Hilton Hotel in Newark!

P.S.: Bilder folgen!

Adiós, Byebye und Auf Wiedersehen

Nun ist es tatsächlich sehr bald soweit. Der Abflug in die USA steht an und damit immer verbunden und untrennbar: das Thema Abschied. Auch wenn es mir bisher eher als eine Utopie vorkommt, ein wirres Dahergerede und schwärmerisches Träumen, so sieht es in der Realität ganz anders aus. Mein Weggang in die USA ist wahrhaftig real.
Ich sitze hier nun im Flugzeug und noch immer scheint es vollkommen surreal zu sein, dass ich für die nächsten 12 Monate nicht zu Hause, sondern auf einem völlig anderen Kontinent, in einem fremden Land und bei einer fremden Familie leben werde.
Nun aber möchte ich erstmal meine wundervollen Abschiedsfeiern Revue passieren lassen.
Die erste erfolgte am Donnerstag. Eine wunderbare Feier mit meiner Familie, ohne viel geheule, einfach wunderbar. Jeder war gekommen um mit mir ein letztes Mal zusammenzusitzen. Meine Eltern hatten sogar extra dafür ein Zelt ausgeliehen. Riesengroß und wunderschön geschmückt. Es erschien mir wie ein amerikanischer Traum. Alles war in Stars and Stripes gehüllt.
Ganz nebenbei war am Freitag auch die Abientlassung inklusive Abiball. Dass mich die Redner in ihren Reden direkt ansprechen würden und das Lied "Nur für euch" von der gesamten Lehrerschaft oder auch der song "Time of your life" des Abichors wie für mich gemacht schienen, das war tatsächlich ein "Heulmoment". Dass damit nun tatsächlich meine Schulzeit komplett abgeschlossen war, das schien dennoch irgendwie eher Nebensache zu sein. In meinem Kopf herrscht nunmal Amerika vor.
Einen Tag später, am Samstag gab es nämlich schon die nächste Abschiedsfeier. Inklusive meiner besten Freunde und Hot Dogs, Cupcakes, Brownies, Popcorn und allem was das Herz begehrt. Bis jetzt wundere ich mich darüber, dass ich nicht wirklich traurig war und der Abschied leichter fiel als gedacht. Aber das lag wahrscheinlich an dem Gefühl, welches mich die letzten Wochen durchgehend begleitet hat und welches ich auch schon näher beschrieben habe. Alles erscheint so unreal.
Am Sonntag dann erfolgte die große Kofferpackaktion und nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Waage war sogar das bewältigt. Zwei volle Koffer und reichlich Anstrengung später gingen wir dann zu meinem neuen Lieblingsargentinier essen und genossen unseren letzten gemeinsamen Abend in unserer kleinen Familie. Denn am nächsten Tag gehts schon los!

Mittwoch, 8. Juni 2011

Berlin calling

Gestern war der große Tag des Visums.
Irgendwie ging die ganze Sache ziemlich schnell. Vier Tage nachdem ich meine Visumsunterlagen in der Post gefunden hatte, hat man mir schon einen Termin in der US Botschaft in Berlin gegeben. So schnell hatte ich damit gar nicht gerechnet.
Zügig ging es daran alle Vorbereitungen zu treffen. Das DS-160 Formular schien dabei etwas bockig zu sein und auch die Überweisung war gar nicht so einfach wie geplant.
Als das dann aber alles erledigt war, konnte ich zusammen mit meinen Eltern entspannt um 3:20 Uhr (a.m.) hier in Dörverden losfahren. Anscheinend waren die Termine –ich hatte einen um acht Uhr- nicht gerade abiturientenfreundlich J. Gut daran war nur, dass wir den ganzen restlichen Tag Zeit hatten um uns Berlin einmal genauer anzusehen.

Ach ja: Zum Ablauf in der Botschaft. Zuerst ging es ganz Fort Knox-mäßig ans Warten vor dem Gebäude. In vierer Gruppen wurden wir dann hineingeschleust. Ab durch den Metalldetektor und hinein in das Gebäude. Dort wurden dann erstmal die Unterlagen sortiert und erneut angestanden. Nach ca. 15 Minuten dann kam man an einen Schalter, an dem man registriert wurde. Die einzige Frage, die ich dort beantworten musste, war die nach dem Alter meines Visumsfotos. Danach noch mal etwa fünf Minuten warten und ab zum Interview.
Was mich dort erwartete, hatte ich wieder nicht erwartet. Ich dachte zuvor, ich würde in einen Raum hineingerufen werden, vor mir ein ernster Botschaftsmitarbeiter der mich ewig auf Englisch über mein Au Pair Jahr und meine Beweggründe dazu ausfragt. Ich hatte mir sogar schon einige Antworten parat gelegt. Aber es kam mal wieder alles anders. Ich wurde wieder an einen offenen Schalter gerufen. Dort wurden mir zunächst Fingerabdrücke abgenommen, dann ein bisschen Smalltalk wohin es denn geht und wie schön es da doch ist, wie viele Kinder ich betreue und wie verwirrend doch die deutsche Sprache ist. Danach war alles geritzt. Keine lästigen Fragen, keine beklemmenden Situationen. Alles auf Deutsch und total freundlich. Und zack, hatte ich mein Visum!

Nach diesem aufregenden Vormittag ging es dann per Straßenbahn in die Stadt. Kein leichtes Unterfangen wenn zwei Neulinge dabei sind und ich selbst vor vier Jahren zuerst und zuletzt in Berlin City war. Irgendwie haben wir es dann aber doch geschafft zum Brandenburger Tor zu finden und nach einer ca. 2-stündigen Stadtrundfahrt war Berlin erobert. Natürlich kommen hier jetzt ein paar Bildchen:
Mom und ich am JudendenkmalWir drei am Brandenburger Tor
Schloss Bellevue...oder White House!?Amerikaner überall :-)

Und ich bekomme schonmal einen Vorgeschmack auf New York Citty...Juhuuuu


Das wars auch schon aus der Hauptstadt und von meiner Visumsbeantragung. Jetzt geht es nur noch ans Warten und auf den Abflug warten.
Oh, und ganz Nebenbei: Ich habe mein Abi mit 2,8 bestanden ;-) Das muss gefeiert werden.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Mix and Match

Das Matching...
Ich erinnere mich daran mit einem Schmunzeln, genauso wie mit einem Stirnrunzeln. Es war eine harte Zeit, selbst wenn es nur einige Tage dauerte.

Wie schon erwähnt hatte ich ja schon fast aufgegeben daran zu glauben, dass ich dieses Jahr überhaupt noch nach Amerika fliegen würde. Ich war sogar schon dabei gewesen, Bafög zu beantragen und mich auf ein Studium in der Heimat vorzubereiten. Im Nachhinein eine nicht gerade gute Idee, denn dadurch hatte ich doch glatt die erste potenzielle Au Pair Familie verpasst, die ein Interview mit mir wollte.
Zwei Tage nachdem sie das Interview bestätigt hatte, habe ich dies erst gesehen und da hatten sie sich schon weiter umgesehen. Dabei schien es ziemlich perfekt. Eine Familie in New York, das war genau das was ich wollte. Aber wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Oder!?

Wenige Tage danach hat sich dann tatsächlich die zweite Familie gemeldet, diesmal aus New Jersey. Mittlerweile war ich schon wieder vollkommen davon ab in Deutschland zu studieren und konzentrierte mich jetzt nur noch darauf für die potenziellen Familien erreichbar zu sein. Das erste Interview erfolgte mitten in der Nacht, nachdem ich den gesamten Tag vor dem Pc gehockt hatte um abzuwarten, wann die erhoffte E-Mail ankommt, in der die Zeit für das Interview steht. Ich dachte: "Gut, einmal kannst du das verkraften die ganze Nacht aufzubleiben." Dass ich die drei Nächte danach ebenso wach war, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet.

Nach diesem Interview wurde mir versprochen, dass ich so bald wie möglich eine Nachricht von ihnen erhalten würde, ob sie mich in betracht ziehen. Darauf warte ich bis heute. Ich bin nur froh, dass ich auf diese Familie nicht noch länger gewartet habe und dass sich bald nachdem ich mein Abreisedatum erneut geändert hatte, eine weitere Familie gemeldet hatte. Diese klang zunächst nicht so viel versprechend. Eine Familie mit zwei Kindern aus Kansas. Dass ich damit meinen Glücksgriff getan hab, dazu komme ich später.
Fast gleichzeitig hatte sich nämlich die vierte potenzielle Au Pair Familie gemeldet. Wieder aus New York. Diesmal schien die Familie perfekt, was sich nach dem Interview jedoch als Irrtum herausstellte.
Zum Glück hatte ich an dem gleichen Tag das Interview mit der Familie aus Kansas. Jackpot.

Ich hatte gleich nach dem ersten Interview ein super gutes Gefühl und nach den nächsten zwei Gesprächen stellte sich heraus, dass sie bald nach Washington DC ziehen würden und sich freuen würden, wenn ich zu ihnen kommen würde. Jackpot die Zweite. Damit hatte sich nicht nur mein Wunsch nach einer großen Stadt, sondern auch der, nach einer super tollen Familie mit wenigen nicht zu kleinen Kindern erfüllt.
Und ehe ich mich versah, war ich auch schon mit der Familie gematched.

Studium leb wohl, Hallo Amerika!

"I had a Dream..."

Ich denke jeder hat so seine Träume, manche sind konkreter, manche utopisch, wieder andere sind immer da und kommen mit der Zeit erst hervor.

Ich war eines der Kinder, die behaupten können, eine glückliche Kindheit gehabt zu haben. Meine Eltern haben mir stets jeden Wunsch von den Lippen abgelesen, mir alles ermöglicht, was man einem Kind nur ermöglichen konnte. Ich habe Länder gesehen, Konzerte, Shows und Musicals besucht und alles gehabt, was das Herz eines kleinen Mädchens höher schlagen ließ. Jedoch habe ich mir einen Traum aufgehoben, bis jetzt.

Amerika hat mich schon immer fasziniert. Schon als kleines Kind wohnten meine Barbies in Malibu und hatten amerikanische Namen, Filme sah ich nur amerikanische und auch das Essen aus den Staaten war mir am liebsten. In Deutschland gibt es Amerika überall. MTV strotzt nur so von englischsprachigen Shows und wahrscheinlich deswegen habe ich auch allmählich meine Affinität für diese Sprache entwickelt. Durch die Werbung wird man zusätzlich überhäuft mit englischen Slogans. Amerika ist omnipräsent.

In der Schule war ich stets engagiert wenn es um das Thema Amerika ging, ich brachte Top Leistungen und Noten in dem Fach Englisch nach Hause. Zudem schrieb ich Liedertexte und Geschichten, alles auf Englisch. Bis zur 10. Klasse ist mir das alles nicht wirklich so bewusst gewesen. Als dann jedoch die Welle der Austauschschüler kam, wurde mir umso klarer, dass mich dieses Land anzog wie eine Motte das Licht. Zu diesem Zeitpunkt jedoch, fühlte ich mich noch nicht reif für ein gesamtes Jahr im Ausland, allein in einem anderen Land, ohne Familie und Freunde. Da war ich noch nicht stark genug für. und so sah ich zu wie meine Mitschüler nach Ecuador, Uruguay, Bolivien und manche auch in die USA flogen und ich hier in Deutschland zurückblieb. Aber das war gut so. Das gehörte alles zu meinem Plan.
Ich war schon immer ein Mensch der gern plante. Mein gesamtes Leben ist durchdacht und das ist auch gut so. Hätte ich keinen Plan für meine Zukunft, so wäre ich sicher hilflos aufgeschmissen.

Zwar war mir nie bewusst, in welcher Weise Amerika in meinen Lebensplan passte, jedoch wusste ich, dass es dazu gehörte und sich nicht wegdenken ließ, auch wenn es für eine geraume Zeit dann wieder in den Hintergrund geriet.

Erst als es dann auf das Ende der Schulzeit zuging, wurden diese Pläne wieder konkreter. Man machte sich Gedanken darüber, welchen Weg man nach dem Abitur einschlagen würde. Für mich gab es nur zwei Wege: Studium oder Amerika. Mein Traum blieb mir immer im Hinterkopf und so kam es unweigerlich dazu, dass ich mich bei einer Au Pair Organisation bewarb. Au Pair zu werden war zunächst eigentlich gar nicht mein Plan gewesen. Je mehr ich mich jedoch damit beschäftigte, umso mehr gefiel mir diese Idee. Ich hatte unbewusst allerlei Erfahrungen im Umgang mit Kindern gesammelt und es jedes Mal genossen, vor allem weil mir die Kinder auch immer aufgeschlossen gegenübertraten und mich einfach geliebt haben.
Der Plan schien perfekt, an ein Studium wurde erstmal kaum ein Gedanken verschwendet und Amerika war präsenter wie eh und je. Es ging alles ziemlich schnell, die Unterlagen hatte ich zügig zusammen und nach dem Interview konnte er für mich sofort losgehen. Dann jedoch ein Einbruch…

Vier Monate vergingen ohne dass ich etwas von einer potenziellen Gastfamilie hörte. Stillstand. Allmählich verlor ich die Hoffnung und sah mich nach Alternativen um. Ich bewarb mich sogar in Holland an einer Uni, beantragte Bafög und war in Gedanken schon bei meinem Studium. Und nebenbei musste ich mich ja auch noch auf mein Abitur konzentrieren. 
Bis dann die Rettung kam…